Da greift man einmal einfach nur nach dem dünnsten Buch im Regal und man hat schon wieder einen Roman von Daniel Kehlmann in der Hand. Nach Ruhm und Die Vermessung der Welt ist Ich und Kaminski nun schon mein drittes Buch von Daniel Kehlmann. Etwas Vorfreude war also schon da.
Klappentext
Mit kleineren Gelegenheitsarbeiten schlägt sich Sebastian Zöllner nach seinem Kunstgeschichtsstudium so durch, aber nun hat er einen ganz großen Fisch an der Angel: Er schreibt die Biographie des Malers Kaminski, der, entdeckt und gefördert einst von Matisse und Picasso, durch eine Pop-Art-Ausstellung, seine dunkle Brille und die Bildunterschrift „Painted by a blind man“ weltberühmt wurde.
Inzwischen lebt Kaminski zurückgezogen in den Alpen und ist ein wenig in Vergessenheit geraten. Soll die Biographie noch rechtzeitig zum Ableben fertig werden, und dieser Termin läßt natürlich größere Aufmerksamkeit erwarten, dann ist Eile geboten. Zöllner, der zunächst mit alten Freunden und Feinden, mit Sammlern und Galeristen gesprochen hat, macht sich zum Objekt seiner Begierde auf den Weg, um exklusive O-Töne zu bekommen. Womit er nicht gerechnet hat: Kaminski ist abgeschirmt durch ein ganzes Heer von Vertrauten, und als es dem Biographen endlich trickreich gelingt, die Bewacher loszuwerden und den Maler auf eine tagelange Reise im Auto mitzunehmen, erkennt er, daß er dem Alten, blind oder auch nicht, in keiner Weise gewachsen ist. – Suhrkamp
Meine Meinung
Der Titel „Ich und Kaminski“ gibt eigentlich schon mehr über die Charaktere preis, als man meint. Bei mir stehen bei einem „Ich und…“ immer die Haare zu Berge – Es war beim Lesen des Titels also schon (An-)Spannung da. Diese Anspannung steigert sich noch beim Lesen der ersten Seiten: Man gewinnt den Eindruck, dass der Titel eher „Ich, ich, ich und Kaminski“ heißen könnte, denn das wäre die passendere Beschreibung für den narzisstisch wirkenden Protagonisten, Sebastian Zöllner. Dieser Eindruck ändert sich jedoch beim Weiterlesen: Einer der Charaktere, Zöllner, ist von sich überzeugt, der andere, Kaminski, ist überzeugend. Somit wird das vorangestellte Ich des Protagonisten immer kleiner und kleiner und muss sich immer weiter hinten anstellen. Am Ende könnte der Titel für den Leser lauten: „Kaminski und… Ja wer eigentlich?“. Der einzige, dem das bis dahin nicht aufgefallen ist, ist Zöllner. Somit ist die Geschichte voller Ironie und mit manchen Momenten des An-den-Kopf-Fassens gespickt.
Dabei arbeitet sich Kehlmann an seinen zwei (Lieblings-)Themen ab: Das eine Thema betrifft die Auseinandersetzung mit dem Älterwerden und dem, was man der Nachwelt hinterlässt. Irgendwann zehren seine Charaktere nur noch von ihrem ehemaligen Glanz, ohne noch die Person zu sein, die sie mal waren.
Das zweite Thema sind sozial nicht kompatible Personen. Zöllner erinnerte mich in gewisser Weise an den Gauß aus „Die Vermessung der Welt“.
Das Buch ist ein klassischer Snack für Zwischendurch. Nicht zu gehaltvoll, leicht und doch eine schöne Abwechslung. Der Autor schreibt schnörkellos und leicht leserlich, was der Geschichte doch den Charme verleiht, den es an einem verregneten, grauen Tag braucht.
Mir hat die Lektüre Spaß gemacht und ich kann das Buch nur weiterempfehlen.
Details zum Buch
Autor: Daniel Kehlmann
ISBN: 978-3-518-45653-8
Verlag: Suhrkamp
Seiten: 174
Preis: 9€
Erscheinungsjahr: 2004