Taupunkt von Thore D. Hansen

Als Freund von dunkler Endzeitliteratur und Katastrophenfilmen habe ich mich gefreut, als mir der Autor Taupunkt freundlicherweise als Leseexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Als Freund von Katastrophenfilmen und der entsprechenden Literatur habe ich mich gefreut, als mir der Autor Thore D. Hansen das Buch „Taupunkt“ freundlicherweise als Leseexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Klappentext

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hat Wissenschaftler Tom Beyer das auch im Weltklimarat umstrittene Phönix-Programm entwickelt, das schwerste Eingriffe in das gewohnte Leben der Menschen nach sich ziehen würde. Kein Wunder, dass die Regierungen der Welt nichts davon wissen wollen. Frustriert zieht sich Tom nach Deutschland zurück, wo er mit seinem Forderungskatalog an die Öffentlichkeit tritt. Damit löst er eine mediale Hetzjagd aus, die sogar sein Leben bedroht. Auch der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt mit Toms Bruder Robert spitzt sich zu. Robert ist Großlandwirt in Norddeutschland, sein Land leidet unter der Dürre, er sieht seine wirtschaftliche Existenz bedroht und verliert sich in Verschwörungstheorien. Doch dann verändert eine nie da gewesene Hitzewelle den Lauf der Geschichte. Alleingelassen auf Roberts Hof, kämpft die Familie Beyer ums physische Überleben und muss sich ihren Dämonen stellen. Die Trümmer vor Augen, wissen alle, dass etwas geschehen muss…

Meine Meinung

Der Schreibstil des Autors ist wirklich prima und zieht sich konsistent durch das Buch. Man bleibt beim Lesen dran und das ist wirklich positiv hervorzuheben. Der Stil nimmt mit, ist eindringlich und spricht für die Wichtigkeit des Themas.

Die Charaktere und große Teile der Handlung haben mich hingegen nicht überzeugt.
Bezogen auf die Charaktere, haben wir es mit einer viel zu klar gezeichneten Figurenkonstellation und ihren Gegensätzen zu tun: Hier der gute Klimawissenschaftler, der sich kaputt macht, um die Welt zu retten. Dort sein böser Bruder, der folgende Dinge auf sich vereint: Klimaleugner, Alkoholiker, teilweise hinterhältig. Gegen Ende des Buches erfährt Letzterer dann eine Läuterung. Diese kommt aber leider etwas zu kurz, ist doch die Läuterung eines Charakters für sich genommen schon eine Großartigkeit.
Auch die anderen Personen finde ich viel zu schematisch: Die Banker in Frankfurt, die sich scheinbar nur für sich selbst interessieren. Der gutmütige Isländer und der böswillige Boulevardjournalist. Sie alle passen eher in eine Rolle, anstatt aus dieser auszubrechen. Ich habe mich z.B. gefragt, was geschehen wäre, wenn der Boulevardjournalist Tom Beyer bei deren Begegnung heimlich um Hilfe gebeten hätte. Frei nach dem Motto: „Ich will das nicht mehr. Mit diesem Artikel will ich mich reinwaschen.“ Was wäre, wenn einer der Protagonisten einem Feuerwehrmann mit posttraumatischen Belastungsstörungen begegnet wäre? Was hätte dieser von den vielen Waldbränden und Hitzetoten berichtet?

Die Handlung in den ersten Kapiteln bereitet den Boden für die späteren Entwicklungen. So platzen Straßen auf, es entgleisen Züge und es wird sich auf jeder zweiten Seite über die Hitze beschwert. Das Geschehen wird sehr lange vorbereitet und kulminiert dann für meinen Geschmack sehr spät. Gegen Ende steigert sich der Autor jedoch immer mehr und das Buch wird immer spannender. Die Protagonisten müssen mit ihren Differenzen auf engstem Raum leben, man ist auf sich alleine gestellt und es wird geplündert. Viel Potential, welches auf den vorherigen Seiten liegengelassen wurde, wird hier aufgeholt. Ein Teil, der ruhig etwas länger hätte sein können, birgt doch die Abgeschiedenheit und das Leben auf engstem Raum das Potential für eine tiefergehende Beleuchtung der Protagonisten und die Lösung ihrer Differenzen.

Zusammengefasst hat das Buch von den Charakteren und von der Handlung her einige gute Ansätze, die leider nicht bis zum Ende verfolgt werden. Somit bleibt es hinter den Erwartungen zurück.

Details zum Buch

Autor: Thore D. Hansen
Verlag: Europaverlag
Erscheinungsjahr: 2023
Preis: 20 € (Stand Februar 2023)
ISBN: 9783958904705

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Assommons les pauvres !

KLAPPENTEXT

Ils ont franchi la mer. Ils racontent dans leur langue maternelle ce qui les amène das ce nouveau pays, la France. Tous bredouillent la même histoire. Je les écoute. Je traduis le discours qu’ils répètent mécaniquement. Je partage leur passé et leur colère. Je suis comme eux. Ils mentent, j’interprète. Aujourd’hui, c’est à moi de défendre ma place et d’expliquer pourquoi j’ai frappé cet homme.

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Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke

Klappentext

Mein Exemplar.
Durch meine Tochter leider schon etwas ramponiert

Mit Anfang zwanzig geschieht dem Erzähler in Joachim Meyerhoffs drittem Roman das Unerwartete: Er wird auf der Schauspielschule in München angenommen und zieht in die großbürgerliche Villa seiner Großeltern. Die Tage der ehemaligen Schauspielerin und des emeritierten Professors für Philosophie sind durch abenteuerliche Rituale strukturiert, bei denen Alkohol eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Der Erzähler wird zum Wanderer zwischen den Welten. Tagsüber an der Schauspielschule systematisch in seine Einzelteile zerlegt, ertränkt er abends seine Verwirrung auf dem opulenten Sofa in Rotwein. Doch ihm entgeht nicht, dass auch die Großeltern gegen eine große Leere ankämpfen, während er auf der Bühne sein Innerstes nach außen kehren soll und dabei fast immer grandios versagt.

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